28 Februar 2017
Wie lebt man in Kolumbien?
Diese Entwicklung ist etwas Tolles und freut mich besonders.Ich, Tobias war mit meiner Frau Diana von 2010 bis 2012 in Quindío und zu diesem Zeitpunkt gab es nur ca. 20 aktive Volontäre, die alle aus dem 30.000 Einwohner-Städtchen Circasia kamen.In Armenia, der Hauptstadt von Quindío, gab es damals noch keine und mit unserem Volontariat haben wir gemeinsam mit unseren lokalen Verantwortlichen angefangen, eine Ehrenamtlichengruppe aufzubauen. Jetzt, ca. 5 Jahre später, kommt der größte Teil der Ehrenamtlichen aus Armenia.
Diesen Prozess hat der CVJM Thüringen e.V. gemeinsam mit Aktion Hoffnungszeichen (CVJM Deutschland) ideell sowie finanziell begleitet und unterstützt.Dies möchten wir auch weiterhin tun und können das zukunftstechnisch nur, wenn sich Menschen dafür einsetzen. Deshalb sind wir für jede Unterstützung dankbar.Dieses Wochenende ist ein ganz besonderes und wurde schon seit einiger Zeit mit Aufregung seitens unserer Gruppe erwartet. In diesen zwei ½ Tagen wurden wir von Gastfamilien aufgenommen.
Wie lebt es sich so in Kolumbien? Wie sind die Wohnungen und Häuser? Welche Gewohnheiten bestimmen den Alltag der Familie? Diese kleinen Einblicke und Antworten bekommt man am besten, wenn man etwas Zeit mit den Leuten in ihrem normalen Alltag verbringt.
Die ersten Erlebnisse haben nicht lang auf sich warten lassen, denn es wurden einige mit dem Motorrad abgeholt und durch den manchmal etwas chaotischen Verkehr zu den Häusern gefahren.Am Abend waren wir noch bei einem Wettbewerb ähnlich „Deutschland sucht den Superstar“. Dort wurde getanzt und gesungen was das Zeug hält. Sogar ein Ehrenamtlicher des ACJ Quindío war dabei und brachte die Menge zum Toben.Danach haben wir uns gemeinsam auf den Weg gemacht, um der Frage nachzugehen: Was macht man eigentlich als Jugendlicher Samstagabend in Kolumbien. Die Antwort lautet natürlich: tanzen gehen.So waren wir eine Gruppe von ca. 40 Leuten und wurden in die lateinamerikanischen Tänze eingeführt. Bachatta, Menrenge, Salsa, Salsa Choche und Reggaetton sind die bekanntesten und es waren alle voll dabei und haben den Abend sehr genossen. Am Sonntag haben wir den Tag mit den Familien verbracht und ich war noch vormittags im Gottesdienst unserer alten Gemeinde, habe den Gottesdienst sehr genossen und konnte noch ein paar alte Freunde begrüßen.Ich war bei der Familie von Juliana untergebracht und wurde auf einen Ausflug eingeladen.Erst sind sie mit mir nach Rio Negro, einem beliebten Ausflugsort für leckeres Essen, gefahren und danach zum höchstgelegenen Örtchen von Quindío (Pijau).
Dort haben wir mit einem atemberaubenden Blick auf die Ebene einen Kaffee getrunken und haben noch die Familien kurz besucht.Es ist sehr typisch, dass man sich am Sonntagnachmittag bei den Eltern im Haus trifft und ein reges Aus und Ein herrscht. Es wird gequatscht, gelacht, Fußball geschaut und alle Generationen sind da. Von dem 96-jährigen Opa bis zum kleinen Enkel. Es ist eine lockere und freundliche Atmosphäre. Bei mir wurde auf einmal ein Stuhl in die Mitte gestellt und eine Tante hat dann erstmal allen Damen die Augenbrauen gezupft. Diese ungezwungenen und generationsübergreifenden Treffen sind ein Spiegelbild der Kultur und es ist auch ganz normal, dass die Kinder viel länger noch zu Hause wohnen.
Z.B. ist Juliana Ende 20, leitet den Akademischen Bereich der Sprachen einer privaten Uni und wohnt mit ihren Eltern, ihrer Schwester und den drei Katzen daheim. Natürlich hat es auch was mit Ökonomie zu tun, aber auszuziehen, um alleine eine eigene Wohnung zu haben ist in dieser Kultur nicht denkbar.So ist es spannend in eine Kultur einzutauchen, weil einem dadurch Dinge auffallen. Heute werden wir uns wieder treffen und ich bin schon ganz gespannt, was alle so berichten werden.-- Tobias Nestler, Jugendbildungsreferent