Eingabehilfen öffnen

Zum Hauptinhalt springen

Di-Do: 9-12 & 13-16 Uhr | Fr: 9-12 Uhr – 0361 264650


Den ersten Tag verbrachten wir alle gemeinsam in der Finca, um einen Eindruck über die vielfältige Arbeit des ACJ-YMCA Quindío zu bekommen und einen Teil unseres gemeinsamen Programmes vorzubereiten. Ich habe schnell gemerkt, dass es in Kolumbien viel weniger Material und Vorbereitung bedarf als in Deutschland, um ein gutes Programm „auf die Beine zu stellen“. Offenheit, Spontanität und ein Herz voller Liebe für die Menschen reichen durchaus aus. Und so begannen abenteuerliche, intensive und emotionale 2,5 Wochen. Unser Programm war vielfältig und jeden Tag habe ich viele neue Eindrücken und Erfahrungen sammeln dürfen. Alleine schon die gemeinsamen Busfahrten zu unseren Einsatzorten waren ein Highlight für sich. In Kolumbien wird nicht einfach nur Bus gefahren so wie in Deutschland, wo jeder „brav“ auf seinem Platz sitzt und sich leise mit dem Nachbarn unterhält – nein. Da wird die Salsamusik laut aufgedreht und im Gang getanzt! ?So viel Schwung habe ich auch immer wieder bei unseren Einsätzen mit den Kindern und Jugendlichen erlebt. Mit Kreisspielen, Theater, Musik und einigen Impulsen konnten wir kleine Hoffnungssamen unter den jungen Menschen verteilen, die leider allzu oft wenig Hoffnung und Perspektive haben. Ihre Offenheit, Dankbarkeit und Begeisterung trotz der schwierigen Umstände haben mich dabei immer wieder tief berührt. 

 

Ein anderes eindrückliches Erlebnis war für mich der Tag, an dem wir das Projekt „Corazones Dorados“ unterstützen durften. Elf alte Menschen, die auf einem Gelände nahe einer Hauptstraße in einfachsten Verhältnissen in selbstgebauten Hütten (ohne Fenster!) wohnen, da die Regierung das vor 20 Jahren gegebene Versprechen, ihnen nach einem Erdbeben neue Häuser zu bauen, niemals eingelöst hat. So durften wir praktisch mit Hand anlegen und unter anderem in beeindruckender Teamarbeit mit den Kolumbianern einem der Männer eine neue Hütte bauen. Besonders bewegt wurde ich an dem Tag allerdings nicht von unserer „Leistung“, sondern von der Dankbarkeit, die die Menschen für das ausgestrahlt haben, was sie haben. Zu erleben, wie einige dieser alten Menschen nach dem gemeinsamen Essen und Input die Hände hoben und Gotttrotzihrer Umstände lobten, werde ich so schnell nicht vergessen. Das bringt mich zum Nachdenken über das, was ich hier in Deutschland an Luxus genießen darf und trotzdem viel zu oft unzufrieden bin und über Nichtigkeiten meckere….

Neben all den Einsätzen hatten wir aber auch Zeit, einige touristische Aktivitäten zu genießen und so erinnere ich mich gerne an den Besuch einer Kaffeefarm, den Besuch verschiedener Städte und Dörfer, einem Abend zum Relaxen in einem natürlichen Thermalbad, Wanderungen und einem Wochenende, was wir in Gastfamilien verbringen durften. Dabei konnte ich noch einmal kolumbianischen Alltag hautnah miterleben und hatte interessante Gespräche unter anderem darüber, wie verscheiden das Klima überall auf der Welt ist und wir deshalb in Deutschland keine Bananen-, Orangen- oder Kaffeeplantagen haben….. ?

Die Erlebnisse und Erfahrungen, die ich auf der Reise sammeln durfte, haben mich sehr beeindruckt und zum Nachdenken gebracht. Gott tut Wunder, immer und überall auf der Welt und das durfte ich erleben. Leider vergesse ich das schnell in meinem Alltag, wenn ich auf mich und meine Aufgaben fixiert bin. Mindestens im gleichen Maße, wie wir zum Segen werden durften, sind die Menschen dort zum Segen für mich geworden. Ich habe ein großes Stück Kolumbien im Herzen mit nach Hause genommen und weiß ganz sicher, auf kurz oder lang wird das nicht meine letzte Reise in dieses spektakuläre Land gewesen sein.

Jessica - Teilnehmerin der Jugendbegegnung 2019 zwischen dem CVJM Thüringen und dem ACJ/YMCA Quindio

Artikel teilen

Leiter Theologie, Jugend und Weltweit