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24 Februar 2017

Eine Stadt und verschiedene Lebensrealitäten!

Bildung heißt Zukunft und Möglichkeiten und leider sind sie in Kolumbien, wie auch in vielen anderen Teilen der Welt sehr ungerecht verteilt. Einige scheinen sie im Überfluss zu haben und die anderen haben nur einen sehr schweren Zugang. Heute Vormittag hatten wir die Möglichkeit eine private Universität zu besuchen. Was ist der Unterschied zwischen einer öffentlichen und einer privaten Uni?

Auf diese Frage antwortete der Leiter des Spracheninstitut folgendermaßen: „das Geld“. Junge Menschen, die an privaten Unis ihr Studium absolvieren, haben in der Regel Eltern, die die recht hohen Studiengebühren bezahlen können. Die einzige Voraussetzung, dass man einen Studiengang belegen kann, ist neben dem Schulabschluß, dass man das nötige Geld bezahlt.
Anders ist dies bei den öffentlichen Unis. Dort werden nur die besten Schüler genommen. In Kolumbien schreiben alle Schüler am Ende ihrer 11-jährigen Schulzeit eine Abschlussprüfung. Diese Abschlussprüfung ergibt die Endnote ihres Abschlusses und nur ein gutes Resultat ermöglicht, dass man an der öffentlichen Schule angenommen wird und dort sein Studium absolvieren kann. Die Qualität des Studiums ist an beiden Institutionen vergleichbar und somit bezahlt man bei den privaten Unis das Prestige und die niedrigere Einstiegshürde. So konnten wir die Labore des Bereiches der Nahrungsmittelproduktion, des Landwirtschaftsstudiengangs, die Unigebäude und eine Zeit mit Englischstudenten verbringen.

Diese Erfahrung zeigt es sehr deutlich, dass Bildung sehr eng mit der Herkunft zu tun hat und leider sehr ungerecht verteilt ist.Dies hat unser Nachmittag nur bestätigt. Heute waren wir in einer Schule in einem der schwierigsten und gefährlichsten Stadtteile Armenia: „La Cecilia“. Dort hatten wir ein Treffen mit ca. 50 Jugendlichen, die in einem Projekt vom ACJ/YMCA Quindío involviert sind. „Paza la Paz“ heißt das Projekt und ist ein Wortspiel was zwei Bedeutungen hat: 1. Gib den Frieden weiter und 2. Das Frieden geschieht.
In diesem Projekt geht es darum eine Kultur des Friedens zu lehren, weiter zu geben und einzuüben.Dies geschieht mit Jugendlichen aus den ärmsten und gefährlichsten Stadtteilen, weil sie in einem Umfeld leben, wo Gewalt, fehlende Möglichkeiten, Perspektivlosigkeit, Frustration und Drogenmissbrauch leider zum Alltag gehören.
Der ACJ bietet für diese Jugendlichen kreative Angebote wie Stelzenlaufen, Jonglieren, Theater und Musik an und arbeitet mit ihnen in dem Thema des Friedens.Eins ist dabei klar, dass Kolumbien gerade jetzt nach dem unterzeichneten Friedensvertrag durch die Regierung und die Farc-Rebellen, den über 50 jährigen bewaffneten Konflikt Wege finden muss den Frieden zu gestalten.
Frieden muss man lernen! Vergebung lässt einen Neuanfang zu und Feinde werden wieder im besten Fall zu Freunde. Das klingt auf dem Papier sehr schön, aber in der Realität ist das wahnsinnig schwer und kostet alles. Umso schöner, dass wir als Christen eine Botschaft teilen können, dass Gott uns liebt und durch ihn ein Neuanfang auch mit unserem Nächsten möglich ist.So möchte ich mit einem Zeugnis von Jhon schließen:
Jhon ist Schüler in der 11. Klasse in „la Cecilla“ und 16 Jahre alt. Er hat 15 Geschwister. Ja, richtig gelesen 15!!! Er lebt mit seinen zwei jüngeren Schwestern, seiner Mama (32) und seinem Vater (72!) in diesem Stadtteil.
Sein Vater hat Kinder mit acht verschiedenen Frauen und ist laut seines Sohnes aktiv wie ein 35 Jähriger. Auf die Frage was er nach der Schule machen will, sagte er, dass er zur Polizei gehen will, um Geld zu verdienen und damit seine Familie zu unterstützen. Dieser junge Mann will Verantwortung für seine Familie übernehmen und sein großer Traum war es, später nach Amerika zu gehen, um dort Geld zu verdienen.

Die Geschichte von Jhon zeigt, dass Traum und Wirklichkeit doch sehr auseinander liegen. Wie er dies erreichen will, weiß er nicht und wahrscheinlich gibt ihm zumindest dieser Traum eines besseren Lebens die Kraft weiter zu gehen und sein möglichstes zu tun. Umso wichtiger ist es, dass der ACJ/YMCA solche junge Menschen begleitet und ihnen hilft, eine Perspektive und Ziel für ihr Leben zu entwickeln, die sie zu einem guten und erfüllten Leben bringen. Frieden! Frieden für sich selbst und für das eigene Umfeld! „Paza la Paz“

Tobias Nestler / Jugendbildungsreferent CVJM Thüringen e.V.

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Leiter Theologie, Jugend und Weltweit